Judith ist
sicherlich kompliziert. Eigentlich würde ich Judith ja auf der Stelle
weg heiraten, falls sie es nicht schon wäre. Ich mag ihren Witz,
ich mag ihre Melancholie und seit Jahren schreib ich schon, dass sie
mit ihrer Poesie und Bildern in Sprache mein Herz erreicht. Ich denke,
dass sie das auch möchte, das das ihr eigentliches Anliegen ist.
Nun gibt es in
meinem Kopf, verschiedene Wege, das zu erreichen. Der eine ist: Frau
ist ein guter Selbstdarsteller und bemüht das halt. Judith hat Spaß
am Selbstdarstellen, was mit Selbstironie auch relativ natürlich
rüberkommt, insbesondere wenn der Fokus auf der Ironie liegt. Bei
Spotify ging der Albumveröffentlichung voraus, dass es wohl ein
Hörbuch von Judith gab, was einmal jeden einzelnen Titel vom
aktuellen Album besprach. Natürlich vorgelesen von Frau Holofernes
persönlich. Das ist nun gerade wieder verschwunden, dafür ist das
Album in voller Länge auch im Free Spotify zu finden. Was ich ein
wenig schade finde. Das Bild von Frau Holofernes was man sich so
macht, ist das einer witzigen, hellwachen und selbstbewussten Frau,
die gerne ihre Kunst mit uns teilt. Eigentlich wünscht Mann sich nur
solche Frauen, ich hab wenn ich ehrlich bin immer etwas die Düse bei
„Too Much“ schlau Frau. ;-) Das wird durch diese
Veröffentlichungspolitik etwas torpediert.
Eine kleine Anekdote
noch, bevor ich zum Album komme. Frau Holofernes sucht eine
Gitarristin, laut einem Interview bei Laut.de. Ob sie die gefunden
hat, weiß ich nicht. Jedenfalls nach mehrmaligen Hören des
aktuellen Albums wird es Zeit, dass sie für das nächste Projekt, eine
oder einen auftut. Wobei das mit dem Geschlecht echt Banane ist. Ab
und zu fehlt mir nämlich der fetzige, schräge Rockriff und ihr
Sound verflacht dadurch.
Nun also ihr „Ich
bin das Chaos“ und natürlich muss sie daran mal feste glauben.
Ihre textlichen Skills sind seit Heldenzeiten ohne Makel. Mit
„Analogpunk“ kommt sogar ein wenig Heldenfeeling wieder auf,
aber hier fehlt der bratzige Riff, der dem ganzen die Krone aufsetzen
würde. Der Opener „Der letzte Optimist“ macht den Zugang noch
easy, ein morbides Stück, nicht klein und weil von hinten
aufgezogen sozu sagen genau die richtige Portion Ironie um nicht
ins Gefällige abzugleiten.
Die beiden nächsten Stücke offerieren
eine gewisse lässige Großkopfigkeit, da über Dritte
getextet wird (Charlotte Atlas) bzw. Beethovens „Ode an die Freude“
wird durch zufügen eines Buchstaben (Ode(r)), persifliert. Dann biegt schon
der Ex- Heldenpunk um die Ecke und das erste Drittel eines bis
dahin wirklich schönen Albums neigt sich was auch immer zu.
Mit den „Leiden
der jungen Lisa“ wird Judith für meinen auch nicht schlecht
tickenden Kopf sogar zur multiplen Persönlichkeit, wobei ich ihr
ungern auch nur eine absprechen würde. Schade wäre es drum! Das
ganze gipfelt dann im Titelstück „Ich bin das Chaos“ und man
könnte anhand der vielen kleinen Persönlichkeiten die bisher
textlich eine Rolle spielen meinen, Frau Holofernes meint es ernst.
Aber Obacht, Judith nimmt sich nie zu ernst. Sonst hätte sie schon
längst bratzige Gitarren gefunden, egal ob weiblich oder männlich
gespielt.
Rauswerfen tut uns
„Das Ende“, „Oh Henry“ (was wohl vom letztem Album noch übrig
geblieben ist, laut dem verschwundenen Hörbuch) und „Unverschämtes
Glück“. Insgesamt plädiere ich dafür dass Judith Holofernes
wieder einen Schritt in Richtung Ex- Band „den Helden“, mit dem
aktuellem Album macht. Bei aller Melancholie wird es nie unlustig
und im deutschen Kontext, dass bräsige Typen und noch bräsigere
Tulpen (kann man Typinnen schreiben?) aktuell mit dummdreisten Themen
in der Suppe rühren, ist musikalisch und textlich Judith ein feiner
Gegenentwurf dazu gelungen. Solch ein Chaos, an kleinen aber feinen deutschen Geschichten, lass ich mir gerne gefallen. Und beschreibt recht genau, wie es bei halbwegs intelligenten Menschen im Kopf aussieht, nämlich voller Sucht und Suche nach dem tieferem Sinn den das Leben uns anbietet. Mit dem letztem Broilers Album zusammen,
geht es im deutsch Pop/Rock wieder etwas aufwärts. Schon zwei sehr
gute Alben, scheinen da am Firmament und nicht mal ein viertel Jahr
vorbei. 5/5
Gruß Stephan
P.S.: Wobei, ein Love Gitarren - Frauen Point einer, von den fünfen. Hope, da findet sich wer. Ach und den Running Gag im Hörbuch hab ich nicht verstanden, eventuell erklärt sie den nochmal, nur blaue Augen bekomme ich deshalb nicht.
P.S.: Wobei, ein Love Gitarren - Frauen Point einer, von den fünfen. Hope, da findet sich wer. Ach und den Running Gag im Hörbuch hab ich nicht verstanden, eventuell erklärt sie den nochmal, nur blaue Augen bekomme ich deshalb nicht.
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